Oder wird es ein Neubeginn für die Brauerei mit dem Namen „Schneeeule“? Die Inhaberin Ulrike Genz hat sich seit 2016 mit der Schneeeule das Ziel gesetzt, die Geschichte und Kultur der Berliner Weißen wiederzubeleben. Voller Enthusiasmus lebt sie seitdem ihre Passion. Ausschließlich auf diesen Bierstil hat Ulrike die Produktion in ihrer Manufaktur ausgerichtet. Verschiedenste Biere, zum Teil mit besonderen Aromen von Blüten, Chili und Ingwer sind so entstanden. Liebhaber von Sauerbieren schnalzen beim Genuss mit der Zunge. Nun gefährden, laut Brauerei, deutlich gestiegene Kosten das Unternehmen in der Existenz.
Klassische Berliner Weiße muss es sein
Anders und damit kostengünstiger zu produzieren ist nicht die Sache von Schneeeule. Das klassische Herstellungsverfahren ist deutlich zeitaufwendiger und damit auch teurer. Säuerlicher Geschmack und hoher Kohlensäuregehalt sind Eigenschaften, die jedes Bier erfüllt, dass unter der Bezeichnung Berliner Weiße verkauft wird. Die im traditionellen Verfahren hergestellten Biere dieser Art sind im Geschmack deutlich weicher und haben einen sehr breiten Bukettreichtum. Einmal gebraut und abgefüllt sind diese Biere theoretisch ewig haltbar. Das faszinierende daran ist, dass sich die Aromen ständig weiterentwickelt und die Perlage feiner wird.
Crowdfunding Aktion für Schneeeule
Um der Schneeeule die Möglichkeit zu geben weiter zu fliegen hat Ulrike Genz eine Crowdfunding Aktion ins Leben gerufen. Eingesammelt werden sollen mindesten 75.000 Euro, um an einen neuen Standort umziehen zu können. Weitere 25.000 Euro sind im Visier der Aktion. Diese sollen dann in Marketing investiert werden. Unterstützer können für Ihre Zahlungen verschiedenste Pakete erwerben oder auch ohne Gegenleistung von Schneeeule Zahlungen leisten. Das größte Paket, für zweitausendfünfhundert Euro verspricht Ulrike eine Berliner Weiße mit dem Namen des Unterstützers. So könnte sich neben den bisherigen Bieren der Schneeeule mit Namen wie Marlene oder Kennedy, bald ein Bier mit deinem Namen finden lassen.
Ein natursaures Bier mit Geschichte
Bis ins 16. Jahrhundert waren vor allem roten bzw. braune Gerstenbiere verbreitet. Heute würde man sagen es kam ein Trend auf. Der Trend „weiße Biere“ zu brauen, für die ausschließlich oder zum überwiegenden Teil Weizen(malz) verwendet wurde. Diese „weißen Biere“ waren ursprünglich nicht sauer. Jedoch sorgten säurebildende Mikroorganismen dafür, dass diese schnell und zunehmend säuerlichen wurden.
Aus der Not eine Tugend gemacht?
In verschieden Regionen wurden natursaure Biere zur regionalen Spezialität, so auch die aus dem Harz kommend Gose in der Region Dessau-Halle-Leipzig. Aber der Reihe nach. Natursaure Biere gehören zur Geschichte des Bieres. Sie dürften die ursprüngliche Form aller Biere gewesen sein. Milchsäure- und Essigsäurebakterien sind allgegenwärtig in unserer natürlichen Umwelt. So war es selbstverständlich, dass diese auch in die damaligen Biere gelangten. Mit der Zeit lernte die Brauenden Biere herzustellen, die nicht mehr sauer zum Kunden kamen. In verschiedenen Regionen in Deutschland wurden die sauren Biere jedoch als eigener Bierstil kultiviert und damit bewahrt. Es war im Jahr 2006 in dem die letzte Berliner Weiße im klassischen Verfahren der Mischgärung unter Einsatz von Brettanomyces-Hefen hergestellt wurde. Zirka zehn Jahre vergingen, bis Schneeeule und die Brauerei Lemke eigen Biere im klassischen Stil entwickelten und verkauften. Nun galt es die Begeisterung für diesen Bierstil bei den (Neu)Berlinern und Bierinteressierten zu wecken und pflegen.
Soll die Auferstehung nun schon wieder zu Ende gehen?
Säuerliche Biere im Stil einer originalen Berliner Weißen haben vermutlich in unserer süßen und aromatisierten Welt nur eine Zukunft, wenn Unternehmen wie die Scheeeule diese klassische Form der Herstellung leben und bewahren. Dazu bedarf es auch Botschafter und Botschafterinnen, wie Ulrike Genz, die voller Leidenschaft dafür unterwegs sind. Biersommeliers und andere das Kulturgut Bier liebende sind oft ebenfalls leidenschaftliche Botschafter dieses Bierstils. Daher kam es bei einem Treffen in Frankfurt a.M. zu einer spontan organisierten Verkostung und Sympathiebekundung für die kleine Manufaktur in Berlin. Noch hat Schneeeule das Ziel der Crowdfunding Aktion nicht erreicht. Weitere Unterstützer werden gesucht. Bist Du dabei?
Hier geht es zu der Aktion:
Ein wunderbares Buch zur Berliner Weiße gibt es im Shop der VLB Berlin.
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